Gegen die geplanten Kürzungen bei Lehrerstellen

Offener Brief zur Bildungskürzung im neuen Brandenburger Haushalt

20.06.25 – von Felicitas Stolberg –

Sehr geehrter Herr Penquitt,

mit großer Sorge blicken wir als Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Ludwigsfelde auf die Pläne der Landesregierung, insgesamt 445 Lehrerstellen im Land Brandenburg zu streichen – 345 bereits im laufenden Jahr und weitere 100 im kommenden Jahr. Diese Maßnahmen stehen im klaren Widerspruch zu den tatsächlichen Herausforderungen an unseren Schulen und untergraben die gesellschaftliche Verantwortung des Staates gegenüber den jungen Menschen in unserem Land.

In einem Bildungssystem, das vielerorts bereits jetzt an seine Belastungsgrenze stößt, wirken derartige Kürzungen wie ein Brandbeschleuniger. Die absehbaren Folgen sind gravierend – und sie sind bereits heute in Ludwigsfelde spürbar:

  • An mehreren Ludwigsfelder Schulen ist bereits bekannt, dass Lehrkräfte zum Ende des Schuljahres gehen müssen. In einigen Kollegien wird versucht, durch gemeinschaftliche Reduktion der Stunden aller Lehrkräfte den Wegfall ganzer Stellen zu verhindern – ein solidarischer, aber auf Dauer nicht tragbarer Kraftakt.
  • Förderstunden werden massiv gekürzt. Das wöchentliche Stundenkontingent für individuelle Förderung wurde drastisch reduziert – auf Kosten der Kinder, die besonders auf zusätzliche Unterstützung angewiesen sind.
  • Kulturelle und sportliche Angebote fallen weg. Theater-AGs, Sportgruppen und andere kreative Zusatzangebote mussten bereits gestrichen werden – ein dramatischer Verlust für die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler.
  • Weniger Lehrerinnen und Lehrer bedeuten weniger Unterricht. Pflichtstunden können nicht mehr vollumfänglich abgesichert werden. Projektunterricht, AGs, musikalische oder sportliche Förderung werden weiter eingeschränkt oder ganz gestrichen.
  • Stundenbudgets werden gekürzt. Damit entfällt notwendige individuelle Förderung – insbesondere für Kinder mit Lernschwierigkeiten oder besonderem Unterstützungsbedarf. Inklusion wird so zur leeren Worthülse.
  • Klassen werden größer. Das bedeutet weniger Zeit für das einzelne Kind, geringere Möglichkeiten zur Differenzierung im Unterricht, eine sinkende Bildungsqualität und steigender Druck auf die Lehrkräfte.
  • Die Vertretungsreserve schrumpft weiter. Krankheitsbedingte Ausfälle führen noch häufiger zu Unterrichtsausfall oder improvisierten Notlösungen – zulasten der Schülerinnen und Schüler.
  • Soziale Ungleichheiten verschärfen sich. Familien mit finanziellen Möglichkeiten greifen zu Nachhilfe oder privaten Angeboten. Andere bleiben auf der Strecke – mit langfristigen Folgen für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit.


Gerade in einer Zeit, in der Bildung der Schlüssel zu gesellschaftlichem Zusammenhalt, wirtschaftlicher Zukunftsfähigkeit und individueller Entfaltung ist, ist ein solcher Sparkurs nicht nur bildungspolitisch falsch, sondern sozial und gesellschaftlich verantwortungslos. Wir unterstützen deshalb ausdrücklich die Petition des Landeselternrates Brandenburg, die sich gegen diese geplanten Streichungen richtet. Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler haben vollkommen zu Recht ihre Stimme erhoben – und wir stehen fest an ihrer Seite.

Wir fordern Sie, sehr geehrter Herr Penquitt, als unseren direkt gewählten Landtagsabgeordneten auf:
Beziehen Sie öffentlich Stellung gegen die geplanten Kürzungen. Setzen Sie sich im Landtag dafür ein, dass die geplanten Einsparungen bei Lehrerstellen zurückgenommen werden – und Brandenburg stattdessen in die Stärkung seines Bildungssystems investiert: in mehr Personal, bessere Ausstattung und gerechte Bildungschancen für alle Kinder.

Gute Bildung ist keine freiwillige Leistung. Sie ist eine zentrale Pflicht des Staates.
Wer heute bei Lehrkräften spart, spart an der Zukunft unseres Landes.

Mit freundlichen Grüßen,
Felicitas Stolberg

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